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Projekt Abibuch

Eine Anleitung für Planung, Organisation und Produktion

9. Elektronische Medien

Webseiten, DVDs und CDs als Erweiterung zum gedruckten Abibuch bieten die Möglichkeit weitere Inhalte unterzubringen. Videos, große Fotoalben und Aktionen, die erst nach Redaktionsschluss stattfinden, können so auch veröffentlicht werden. Inhaltlich ist man weniger beschränkt als beim Buch. Vorstellbar ist alles von einer einfachen Veröffentlichung ungedruckter Fotos bis zu einer aufwändigen Videoproduktion.

Wir haben eine CD-ROM mit unserem Abibuch herausgegeben, die u.a. Fotos und Videos von Abiball und Abifahrt enthält. Deshalb beziehen wir uns auch im Folgenden hauptsächlich auf CDs.

Brennen oder Pressen?

Unabhängig vom Inhalt stellt sich diese Frage für euch. Selber Brennen macht zwar viel Arbeit, ist dafür aber sehr preiswert und bei kleineren Auflagen bestimmt vorzuziehen. Die kleinste Industriestandard-Auflage für CDs ist nämlich 300 Stück und darunter wird man kaum eine Pressung bekommen. Dafür ist eine gepresste und bedruckte CD mit Leaflet sicherlich das Professionellste, was man so bieten kann. Solltet ihr wirklich 300 CDs oder mehr loswerden wollen, kann eine Pressung auch sehr schnell günstiger als das Brennen sein. Ihr könnt natürlich auch den Mittelweg gehen und brennen lassen, aber erfahrungsgemäß lohnt sich das kaum, da man für den Service ordentlich draufzahlt und auch nicht mehr bekommt, als man selber hätte machen können.

Inhalt

Was auch immer ihr an Daten auf die CD bringen wollt, sie müssen auch präsentiert werden. Für Fotos z. B. ist es schön, nach Themen geordnete Diashows zu haben, Text sollte auch so aufbereitet werden, dass man gleich zu der Stelle gelangen kann, die einen interessiert. Der durchschnittliche Computer ist natürlich mit verschiedenen Programmen ausgestattet, mit denen man Fotos, Videos, PDFs etc. betrachten kann. Ihr solltet auch jedem ermöglichen, die Rohdaten mit seinem Lieblingsprogramm anzusehen oder zu bearbeiten, indem ihr sie ordentlich zugänglich in Ordner sortiert und sinnvoll benennt. So wie euer Abibuch aber einen eigenen Look haben wird, kann auch eine CD-ROM eine einheitliche Navigationsoberfläche bieten, von der aus man auf alle Inhalte zugreifen kann. Eine klassische Multimedia-CD ist vergleichbar mit einer aufwändigen Website, nur dass man nicht mit dem Internet verbunden sein muss und es auch bei größeren Dateien keine langen Wartezeiten gibt.

Zur technischen Umsetzung bieten sich also Werkzeuge an, die aus dem Webdesign kommen (HTML, CSS, JavaScript, Flash). Die Wahrscheinlichkeit, dass jemand aus einem Abiturjahrgang damit umgehen kann, ist sehr groß und wenn ordentlich gearbeitet wird, könnt ihr sicher sein, dass praktisch jeder Computer den Inhalt eurer CD abspielen kann. Wenn ihr auch daran denkt, eine Website zu machen, könnt ihr den größten Teil wiederverwenden.

Ein guter Weg ist aber auch, nur ein spezielles Autorenwerkzeug zu verwenden, das alle eure Daten verarbeiten und darstellen kann. Solche Werkzeuge sind z. B. Macromedia Flash und Director. Beide können ihre Filme sowohl über Browser-Plugins als auch über eigens erstellbare Programme abspielen; bei der zweiten Möglichkeit beschränkt ihr die Funktion eurer CD allerdings auf die Betriebssysteme, für die Programme erstellt werden können. Autorenwerkzeuge sind oft teuer, für die Erstellung von Flash-Filmen gibt es mittlerweile allerdings auch freie Software.

Die Einarbeitungszeit in Autorensoftware solltet ihr nicht unterschätzen. Durch ein bisschen Rumprobieren kann man schnell etwas zusammenbasteln, will man dann aber konkrete Vorstellungen umsetzen, muss man plötzlich ganz anders an die Aufgabe herangehen und vielleicht sogar eine Programmiersprache erlernen. Allgemein gilt: Für eine CD-ROM-Produktion sollte wenigstens das Grundlagenwissen schon vorhanden sein, learning by doing ist auch hier weniger angesagt.

Audio-CD

Habt ihr eine gute Aufnahme von dem Lied, das jemand für eure Abiparty geschrieben hat oder die geniale Rede eures Jahrgangsprechers auf der Abiverleihung, nach der ihr ständig gefragt werdet? Problemlos könnt ihr sowas natürlich auf der CD-ROM für den Computer unterbringen. Es ist aber sehr praktisch und regt vielleicht noch ein paar Leute zum Kauf an, wenn man das auch in einem normalen CD-Player abspielen kann. Habt ihr gar keine anderen Daten, brennt ihr eben eine Audio-CD. Es gibt aber auch die Möglichkeit, beides auf eine CD zu bekommen.

Zum einen gibt es ein spezielles CD-Format namens „Mixed-Mode“. Hierbei befindet sich der Datenteil am Anfang der CD und wird von einem CD-Player als erster Musik-Track erkannt, der allerdings nur Rauschen abgibt. Alle folgenden Tracks enthalten dann die Musik. Diese Variante ist etwas unschön, vor allem weil auch oft gewarnt wird, dass das Abspielen des Daten-Tracks die Stereoanlage beschädigen könnte.

Die zweite Variante ist, Audio und Daten in zwei Sessions (Brennabschnitte auf der CD) aufzuteilen. Ein CD-Player bemerkt dann von der Daten-Session nichts, weil er nur die erste liest. Das Problem ist, dass wir so eine CD nur am Mac mit Hilfe des Programms „Toast“ erzeugen konnten. Die Audio-Tracks werden dazu als Session gebrannt, ohne die CD abzuschließen. Danach brennt man eine weitere Session mit den Daten hinten dran.

Videos

Besonders schick sind natürlich Videos auf eurer CD/DVD. Solltet ihr diese erst nachträglich veröffentlichen, können z. B. Abi-Verleihung, Abi-Fahrt oder Abi-Ball dokumentiert werden.

Der beste Weg, eure Videos auf CD, DVD oder ins Web zu bringen, ist, sie mit einem digitalen Camcorder aufzunehmen, dann auf einen PC zu übertragen, sie dort zu bearbeiten und dann als DVD-Video oder andere komprimierte Video-Dateien zu speichern.

Zum Aufnehmen eignet sich am besten ein DV-Camcorder (Digital Video Camera/Recorder). Aufgezeichnet wird in PAL (europäische Fernsehnorm, 720×576 Pixel, 25 Bilder/Sekunde) auf miniDV-Kassette. So einen Camcorder kann man über die IEEE-1394-Schnittstelle (Firewire, iLink) an einen Rechner anschließen. Über diese Verbindung können Videoschnittprogramme den Camcorder fernsteuern und Videomaterial überspielen (capturen = „einfangen“). Als ein weiteres Aufnahmeformat nutzen einige Camcorder kleine DVDs und brennen diese in Echtzeit. Der Vorteil ist, dass man diese DVDs sofort auf jedem DVD-Player ansehen kann. Nur zur Weiterverarbeitung eignet sich das nicht, da diese DVD erst wieder eingelesen („gerippt“) werden muss und die Qualität schlechter als DV ist. Außerdem werdet ihr bestimmt von Leuten total tolle Videoschnipsel von ihren Handy- und Foto-Kameras bekommen. Hier macht jeder Hersteller was er will und ihr müsst schauen, mit welchen Tools ihr diese Videos in euer Arbeitsformat konvertieren könnt. Viele Schnittprogramme können einige Formate einfach importieren und konvertieren dann automatisch.

Die Wahl des Videoschnitt-Programms entscheidet wesentlich darüber, in welcher Arbeitsweise ihr das Material sichtet, überspielt, schneidet und bearbeitet. Amateur-Programme machen es einem leicht. Wie bei einem altmodischen Kassettenrekorder kann man das Video vom Camcorder einfach abspielen und bei guten Szenen auf Aufnahme klicken. Wenn bei der Aufnahme ein Schnitt ist (der Kameramann hat auf Pause gedrückt), dann erkennt das das Programm und erzeugt automatisch einen neuen Clip, so dass ihr am Ende eine Sammlung an Clips habt, die ihr jetzt noch weiter zurechtscheiden und anordnen könnt. Bei guten Programmen funktioniert das alles mehr oder weniger intuitiv und man kommt schnell zu befriedigenden Ergebnissen. Effekte wie Titel, Musik untermischen, Fotos importieren und Zeitlupe sollten auch möglich sein. Ihr solltet euch nur auf jeden Fall vorher informieren, was das Programm kann und was nicht (Testberichte in Zeitschriften oder Online-Communities) und euch überlegen, wie aufwändig euer Video werden soll. Üblicherweise stößt man irgendwann an die Grenzen wenn es um Bild im Bild, Untertitel oder sehr individuelle Titel und Grafiken geht. Ein sehr gutes Amateur-Programm ist iMovie von Apple (nur Mac OS). Weitere Kandidaten (für Windows) sind beispielsweise Ulead Videostudio, Pinnacle Studio oder Magix Video deluxe.

Programme mit professionellerem Anspruch erfordern eine andere Arbeitsweise. Beim Capturen wird normalerweise zuerst nur ein Zeitbereich des Timecodes (fortlaufende Zeit auf dem Videoband) angegeben und später alles in einem Rutsch aufgenommen (Batch Capture). Dafür ist es aber erforderlich, dass auf dem Videoband ein fortlaufender Timecode vorhanden ist, worauf man schon beim Aufnehmen achten muss. Um mit den professionellen Programmen effektiv zu arbeiten, ist ungefähr eine Woche Einarbeitung nötig, schon weil man die Begriffe kennen muss. Dafür hat man dann alle Freiheiten die man sich wünschen kann, was kreative Gestaltung von Bild und Ton angeht. Vertreter dieser Sparte sind Adobe Premiere Pro, Sony Vegas (beide Windows) und Apple Final Cut Pro (Mac OS). Premiere Elements und Final Cut Express sind Programme mit dem gleichen professionellen Ansatz, verzichten aber auf besonders anspruchsvolle Funktionen, sind dadurch etwas übersichtlicher und natürlich günstiger im Preis.

Wenn ihr dann euer Video in dem Schnittprogramm eurer Wahl fertig habt, muss das ganze noch in das Endformat exportiert werden. Die fertige Videodatei soll klein sein, auf möglichst vielen Computern oder DVD-Playern abgespielt werden können (bestenfalls ohne zusätzliche Software zu installieren) und auch noch gut aussehen/klingen. Wo ihr die Prioritäten von Dateigröße und Qualität setzt, hängt von eurem Medium (CD, DVD, Web) ab und davon, wieviel Speicherplatz ihr für andere Inhalte benötigt. Ist zum Beispiel eure Aufnahmequalität des Videos schon nicht so gut, könnt ihr beim Export vielleicht auch auf die letzte Brillianz in der Bildqualität verzichten. Letztendlich müsst ihr es ausprobieren und euch auch dafür Zeit einplanen. Videos zu komprimieren (beim Export kleiner machen) dauert einfach lange.

Das wohl verbreitetste und unkomplizierteste Format ist DVD-Video. Video-DVDs lassen sich eben auf jedem DVD-Player und jedem PC abspielen und die Qualität ist gut. Allerdings seid ihr damit auf das beschränkt, was man mit DVD-Menüs so machen kann und könnt nicht ohne Weiteres noch andere Daten und Inhalte auf eurem Medium präsentieren. Um eine DVD zu gestalten (Menüs und Kapitel anlegen, „Authoring“) und die Videos dafür zu codieren, braucht ihr ein spezielles Programm. Die oben genannten Programme haben entweder die Funktionen schon integriert oder aber ein DVD-Authoring-Programm in der Produktfamilie.

Schränkt euch die Video-DVD zu sehr ein oder ist sie euch zu aufwändig, solltet ihr euch nach anderen Codecs (Codierer/Decodierer) umschauen. Sehr wichtig ist hierbei, dass eure Abi-Erinnerungen ja gerade langfristig interessant sind. Ihr müsst also auf einen Codec setzen, der wahrscheinlich auch noch in mehr als drei Jahren verbreitet ist. Die beiden Großen sind Quicktime und Windows Media. Quicktime ist ein sogenanntes „Container-Format“, d. h. es bietet eine Plattform, in der man die Wahl zwischen verschiedenen Codecs hat, die alle vom Quicktime Player abgespielt werden können. Quicktime ist die beste Medienplattform und ist zukunftssicher. Leider muss es auf Windows-Rechnern (im Gegensatz zu Macs) erst installiert werden. Sorenson und H.264 sind geeignete Codecs für eure Videos. Windows Media bietet mit Windows Media Video 8/9/10 auch einen sehr guten Codec und hat den Vorteil, dass die Videos auf einem aktuellen Windows-System ohne zusätzliche Software im Windows Media Player laufen. Auch auf Macs kann man die Videos (nach Installation von Zusatzsoftware) ansehen. Ein weiterer Codec, der mittlerweile wohl auch den Status „zukunftssicher“ verdient, ist DivX. Dieser ist unter Windows und Mac OS abspielbar nach Zusatzinstallation und bekannt durch gute Bildqualität. Die fehlende Integration ins Betriebssystem könnt ihr als Vorteil oder als Nachteil sehen. So gibt es z. B. die freie (open source) Variante „XviD“, die auf Macs, Windows-PCs und Linux das Abspielen von DivX-Videos ermöglicht.

Wie ihr euer Video nun in das gewünschte Endformat bekommt, hängt erst einmal von eurem Schnittprogramm und eurem Betriebssystem ab. Viele Programme erlauben den direkten Export in Quicktime-Formate. Nach Installation des DivX-Pakets sollte auch dieses direkt exportiert werden können. Microsoft bietet einen eigenständigen Encoder für Windows Media Video an. Für eigenständige Encoder könnte es nötig sein, ersteinmal euer Video in Originalqualität aus dem Schnittprogramm zu exportieren (d. h. z. B. DV PAL, wie ihr aufgenommen habt). Diese Datei wird wahrscheinlich sehr groß! Der Encoder liest diese Datei dann ein und schreibt das Video in eurem Wunschformat in eine neue (hoffentlich kleine) Datei. Generell gilt, dass der Direktexport aus dem Schnittprogramm in euer Endformat nicht unbedingt die bestmögliche Qualität liefert. Sollte die Qualität nicht befriedigend sein, solltet ihr eine Software wie Autodesk Cleaner ausprobieren. Hier gibt es wesentlich mehr Einstellungen und Features, die die Qualität beeinflussen. Das wird aber schnell unübersichtlich. Auch für diese Software müsst ihr ersteinmal das Video in voller Qualität aus dem Schnittprogramm exportieren. Nun geht es an tausende von Einstellungen, die hier nicht erklärt werden können. Begriffe wie Framerate, Deinterlacing und Bitrate solltet ihr kennen und ungefähr wissen, was sie für Auswirkungen haben, bevor ihr den Rechner fünf Stunden lang codieren lasst. Aber vielleicht bekommt ihr ja mit etwas Glück ein gutes Ergebnis mit Standardeinstellungen.